Zweimal Paul

In HEIMAT wurde der junge Paul von Michael Lesch gespielt. Diese Rolle wurde, als Paul zurück aus Amerika kommt, von Dieter Schaad dargestellt. Immer wieder gab es Spekulationen bei den Fans warum diese Umbesetzung vorgenommen wurde.
Edgar Reitz schrieb uns zu diesem Thema:

Wie wir alle wissen, werden die Figuren von HEIMAT über mehr als ein halbes Jahrhundert erzählt. Das bedeutete für mich, dass in jedem einzelnen Fall entschieden werden musste, welche Rolle mit Hilfe der Maskenkunst ohne Umbesetzung durchzuziehen war oder in welchen Fällen ein passender neuer Schauspieler gefunden werden sollte. Es  ging letztlich dabei um die Frage,  ob eine Figur (wie Maria) als Symbol der Stetigkeit, der Treue und der Tradition beschrieben wird oder wie Paul, der als ein Mensch beschrieben wird, der sich wandelt. Paul ist für dieses Thema geradezu ein klassischer Vertreter: Der Mann, der weggeht, um ein Bier zu trinken und erst viele Jahre später als „ein ganz anderer“ wieder zurückkehrt, ist so etwas wie ein literarischer Topos. Es ging mir also darum, zu zeigen, dass es machen Menschen tatsächlich gelingt, ihre Identität vollkommen zu ändern, sozusagen ein zweites Leben zu leben. Nur seine Mutter erkennt ihn durch alle Verwandlungen hindurch. Paul ist in der Darstellung durch Dieter Schaad erst zu dem Deutsch-Amerikaner geworden, den man auf seine Weise ganz neu entdecken kann. Dies war mein Thema und der Grund. Mit dem Schauspieler Lesch wurde deswegen gar nicht erst ein Versuch mit künstlicher Alterung versucht.