DIE ZWEITE HEIMAT – Chronik einer Jugend

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DIE ZWEITE HEIMAT – Chronik einer Jugend

Mit HEIMAT feierte Edgar Reitz nationale und internationale Erfolge. Bei der Austrahlung in der ARD war HEIMAT ein regelrechter Straßenfeger. Auch im Ausland (England, Italien, Frankreich, USA usw.) konnte HEIMAT hohe Einschaltquoten und Ticketverkäufe in den Kinos verbuchen.
Durch diesen Erfolg, der sich finanziell positiv und in Anerkennung bei Senderverantwortlichen auswirkte, konnte Reitz seine Idee, die Geschichte seines Alter Egos Hermann Simon in seinen Studienjahren hinaus aus dem Hunsrück nach München der 60er Jahre zu beschreiben, in großem Umfang realiseren. Heraus kam eine 13teilige, opulent ausgestattete Reihe, die Reitz selbst als sein Opus Magnum bezeichnet.

Hermann verlässt den ungeliebten Hunsrück zum Studium in München. In seiner Musik und bei seinen Freunden, die er im Fuchsbau trifft, versucht er Anerkennung zu finden. Nach seiner unglücklich geendeten Liebe zu Klärchen schwört er der Liebe ab, kann sich aber dann doch nicht in all den Versuchungen, denen er begegnet, widersetzen. Doch zu seiner großen Liebe Clarissa kann er nicht wirklich finden. Im künstlerischen Bereich ist ihm mehr Erfolg beschienen und er macht Karriere als Musiker und Komponist.

Die Zweite Heimat beleuchtet die Zeit der 60er und beginnenden 70er Jahre mit den Aspekten der Zeitgeschichte, die die Freunde in München erleben. So werden sie in die Schwabinger Krawalle verwickelt, erleben den Umgang der Tätergeneration mit den Folgen und der Schuld der Nazivergangenheit, der Mord an Kennedy trifft sie ebenso, wie die Radikalisierung der Linken hin zum Terrorismus.
Reitz beschreibt aber auch die persönlichen Schicksale und Entwicklungen der Hauptpersonen, denen er in jedem der einzelnen Filme einen Fokus widmet. Wie auch in HEIMAT lässt er die Figuren Dinge erleben, die sich in seiner eigenen Biografie wiederfinden.

DIE ZWEITE HEIMAT wurde mit über 25 Stunden Spielzeit im damaligen Guinnes Buch der Rekorde als längster zusammenhängender Spielfilm geführt. Es gab in der Folge zahlreiche Aufführungen in Programmkinos verteilt an mehreren Tagen. Besonders in Italien war DIE ZWEITE HEIMAT über Jahre in den Kinos besonders beliebt.
Bei der Ausstrahlung im deutschen Fernsehen erhielt die Euphorie der Verantwortlichen dort einen Dämpfer. Das Interesse an Geschichten rund um Studenten in den 60er Jahren, die sich der Avantgarde verbunden fühlten, fand weniger Interesse beim Publikum als HEIMAT. Analysiert wurde auch, dass viele Zuschauer eine Fortsetzung der Dorfgeschichten aus dem Hunsrück erwarteten, andere Aspekte war die „Kampfprogrammierung“ der Reihe entgegen des Programms der inzwischen erstarkten privaten Anbieter, die mit Hollywoodangeboten und Shows lockten.
Dieser Knick im Interesse des deutschen Publikums (im Ausland feierte DIE ZWEITE HEIMAT dagegen große Erfolge) hatte Auswirkungen in der Realisierung von HEIMAT 3, bei denen Reitz mit der großen Einflußnahme der Senderverantwortlichen über lange Jahre kämpfen musste.

Daten:

Zuschauer bei der Erstausstrahlung 1993 im Ersten in Millionen
Marktanteil am Fernsehprogramm in %
Erstausstrahlung ARDFilm, TitelZuschauerzahlMarktanteil
09.04.1993Film 1 „Die Zeit der ersten Lieder (1960)“3,84 Mio.13,5 %
12.04.1993Film 2 „Zwei fremde Augen (1960/61)“2,17 Mio.6,8 %
16.04.1993Film 3 „Eifersucht und Stolz (1961)“1,73 Mio.6,5 %
21.04.1993Film 4 „Ansgars Tod (1961/62)“1,76 Mio.6,8 %
30.04.1993Film 5 „Das Spiel mit der Freiheit (1962)“1,73 Mio.7,5 %
02.05.1993Film 6 „Kennedys Kinder (1963)“1,56 Mio.5,7 %
07.05.1993Film 7 „Weihnachtswölfe (1963)“1,22 Mio.4,6 %
09.05.1993Film 8 „Die Hochzeit (1964)“1,46 Mio.5,6 %
14.05.1993Film 9 „Die ewige Tochter (1965)“1,34 Mio.5,5 %
21.05.1993Film 10 „Das Ende der Zukunft (1966)“1,21 Mio.4,9 %
23.05.1993Film 11 „Zeit des Schweigens (1967/68)1,29 Mio.4,7 %
28.05.1993Film 12 „Die Zeit der vielen Worte (1968/69)“1,21 Mio.5,0 %
31.05.1993Film 13 „Kunst oder Leben (1970)“1,48 Mio.5,1 %
Quelle: AGF/GfK
Stoffentwicklung5800 Stunden Srehbucharbeiten, verteilt über 6 Jahre, unmittelbar im Anschluss an Ausstrahlung von HEIMAT
ProduktionsvorbereitungHerbst 1985 – Herbst 1987
DrehbucharbeitHerbst 1985 – Herbst 1991
Dreharbeiten18.01.1988 – 07.11.1991
Anzahl Drehtage557
Schnitt67 Monate
Mischung177 Tage
Premiere09.1992 München, Prinzregententheater
Erstausstrahlung TVMärz/April 1993 arte, Deutschland/Frankreich
Abspieldauer25 Stunden 32 Minuten bei 24 Bildern pro Sek.
Filmmaterial (Endversion)45.300 m
verdrehtes Material372.046 m, davon ca. 280.000 m schwarz/weiß, 90.000m Farbe
Filmtitel /LängeDie Zeit der ersten Lieder (Hermann 1960) 120 min.
Zwei fremde Augen (Juan 1960–1961) 115 min.
Eifersucht und Stolz (Evelyne 1961) 116 min.
Ansgars Tod (Ansgar 1961–1962) 100 min.
Das Spiel mit der Freiheit (Helga 1962) 100 min.
Kennedys Kinder (Alex 1963) 108 min.
Weihnachtswölfe (Clarissa 1963) 110 min.
Die Hochzeit (Schnüsschen 1964) 120 min.
Die ewige Tochter (Fräulein Cerphal 1965) 118 min.
Das Ende der Zukunft (Reinhard 1966) 132 min.
Zeit des Schweigens (Rob 1967–1968) 120 min.
Die Zeit der vielen Worte (Stefan 1968–1969) 121 min.
Kunst oder Leben (1970) 133 min.
Hauptrollen42
Laiendarsteller/ Sprechrollen311
Komparsen2307
Format35mm, 1:1,6635mm
1:1,66 Lichtton,
Stereo
Ausstrahlungen bisherarte: 03/1993 – 04/1993
Das Erste: 04/1993 – 05/1993
Eins Festival: 31.12.2003 – 10.01.2004
Eins Festival: 02.04.2004 – 25.06.2007
BR alpha: 07.04.2007 – 30.06.2007
KopierwerkArnold und Richter, München