Würde ein Lebewesen von einem fernen Planeten uns die Frage stellen, welche Filme man sehen müsste, um Auskunft zu bekommen über Deutschland im 20. Jahrhundert, so würde der Heimat-Zyklus von Edgar Reitz wohl zu den wichtigsten Empfehlungen gehören.
Wie kommt es, daß vielen Menschen die Simons, die Wiegands, Maria und das Herrmännche in nur 16 Stunden so vertraut wurden, daß sie sich ins Auto setzen, in den Hunsrück fahren und Schabbach und seine Bürger kennenlernen wollen? (…) Die Antwort ist kein Geheimnis. Den Zuschauern ist von Mal zu Mal bewußter geworden: Schabbach ist überall, so wie Heimat überall ist. Selten ist den Bürgern in dieser Republik der Begriff Heimat so leicht über die Lippen gekommen wie in diesen Tagen. Sie haben plötzlich die Scheu vor dem Gebrauch des Wortes abgelegt, das Begriffe-Vergewaltiger im Dritten Reich für ihre rassistische Ideologie missbrauchten und damit auch für die demokratische Nachrkriegszeit nahezu unbrauchbar gemacht hatten.
Peter Kruse in: HAMBURGER ABENDBLATT, 25.10.1984