Er schreib zusammen mit Edgar Reitz das Drehbuch zu
Mit HEIMAT 3 arbeitet sich das große Filmepos von Edgar Reitz bis zur Jahrtausendwende vor. Im Gegensatz zu HEIMAT und DIE ZWEITE HEIMAT erzählt der Film nun von einer Zeit, die jeder Zuschauer miterlebt hat.
Gerade das war für die Autoren nicht leicht – schließlich sollte uns nichts von dem entgehen, was heute leise beginnt und vielleicht erst in zwanzig Jahren wichtig ist. Anders als in den HEIMAT-Vorgängern waren wir nicht in der bequemen Position, eine Zeit zurückblickend beurteilen zu können – wir mußten sie beurteilen, während sie andauerte.
Dennoch hat auch HEIMAT 3 alles, was diesem Epos seine weltweite Faszination und seine einzigartige Stellung in der Filmgeschichte gibt: Die ungekünstelte Langsamkeit, das Wechselspiel von Schwarzweiß und Farbe, das Interesse für das Besondere in Biographien, das große, erfrischend lebensechte Ensemble, die Suche nach dem nie gesehenen cineastischen Bild, die Erforschung des Lebens, und die Erkundung der Zeit, in welcher der Film spielt.
Obwohl Verfolgungsjagden und Ballereien nicht zu unserem Erfahrungshorizont gehören – in Filmen kommen sie ständig vor. Warum ist das so? Wenn ich die Filme der HEIMAT-Saga sehe, dann denke ich manchmal, daß auch ganz andere Filme möglich sind. Irgendwann ist der Film vom rechten Weg abgekommen. Irgendwann sollte der Film nur noch Geld verdienen. Irgendwann hatte sich der Film aufgegeben. Edgar Reitz hat diesen Verrat des Films nicht akzeptiert. Insofern ist HEIMAT nicht nur ein besonderer Film – es ist auch eine andere Filmkunst, es ist der Versuch, Film neu zu denken, neu zu verstehen.
Nun, nach 50 Stunden Film, könnte HEIMAT auch die Heimat für neue Sehgewohnheiten sein. Ich wünsche der HEIMAT-Gemeinde, also denen, die Filme anders gucken, mit den Filmen von HEIMAT 3 viel des speziellen Vergnügens!
Herzlichst,
Thomas Brussig
Co-Autor HEIMAT 3