Fernsehkoch gibt heftig werbenden Besitzern des Günderrodehauses sowie Verbandsgemeinde und Stadt Oberwesel einen Korb.
Als bekannt wurde, dass Deutschlands Fernsehkoch Nummer eins, Johann Lafer, Interesse am Günderrodehaus bekundete, war man einhellig der Meinung, dass das Welterbetal und die Stadt Oberwesel keinen besseren und zugkräftigeren Betreiber für einen gastronomischen Betrieb an dem Platz mit der einmaligen Aussicht kriegen könnten. Immerhin ein paar Wochen durfte man in der Stadt der Türme und des Weins träumen.
OBERWESEL/STROMBERG. Johann Lafer eröffnet keinen gastronomischen Betrieb im Günderrodehaus. Gestern Abend begründete der Fernsehkoch auf seinem Stammsitz, der Stromburg, die Entscheidung, die ihm und seiner Frau Silvia nicht leicht gefallen ist. „Wir beide haben viel nachgedacht und lange darüber diskutiert“, so Lafer.
Die Entscheidung habe am Ende absolut nichts mit dem Günderrodehaus selbst oder dem Welterbetal zu tun gehabt. Auch die Wirtschaftlichkeit, die Johann Lafer zu Anfang noch in Frage gestellt hatte, war kein Thema mehr. Das Konzept stand. Sieben Monate im Jahr sollte das Haus geöffnet sein.
Auch an der Stadt und Verbandsgemeinde hat es nicht gelegen: „Ich glaube nicht, in meinem Leben je Verhandlungen geführt zu haben, die derart konstruktiv waren“, betonte der Fernsehkoch.
Es ging letztendlich um den Faktor Zeit. Ein Engagement Lafers hoch über der Stadt Oberwesel hätte zur Folge gehabt, dass der Fernsehkoch ein Objekt mehr gehabt hätte, bei dem er Präsenz hätte zeigen müssen. „Die Leute erwarten, dass ich anwesend bin, wenn sie zu mir auf die Stromburg kommen. Bei all den Fernsehterminen und anderen Verpflichtungen gelingt mir nicht immer, diesem berechtigten Anspruch meiner Kunden gerecht zu werden. Ein weiteres, zusätzliches Projekt hätte diese Situation noch verschärft. Von meiner Frau und meinen beiden sechs und zwölf Jahre alten Kindern will ich dabei gar nicht mal reden“, so Lafer. „Das kann man nicht leisten, täglich da zu stehen – nicht an zwei Standorten“, pflichtet Silvia Lafer bei. Ihr ist das Neinsagen zum Projekt Günderrodehaus besonders schwer gefallen, gibt sie zu: „Ich habe sehr mit mir gekämpft.“
Das aus Sicht der Lafers am Ende die Vernunft gegenüber der Begeisterung gesiegt hat, sorgte natürlich für Enttäuschung bei Bürgermeister Thomas Bungert, der das Zugpferd Johann Lafer gern in seine Verbandsgemeinde geholt hätte. Auch Bertil Mensebach, neben Thomas Hähn einer der Besitzer des Günderrodehauses, findet die Absage der Lafers schade. Gleichzeitig blickt er jedoch nach vorn: „Wir haben noch zwei Kaufinteressenten und sechs bis acht potenzielle Pächter, die wir zunächst auf Eis gelegt hatten, als bekannt wurde, dass Johann Lafer Interesse an dem Objekt bekundet hatte. Nun werden wir den Kontakt wieder verstärkt aufnehmen, um möglichst bald zu einer Lösung zu kommen“, so Mensebach.
Daran sind nicht nur die beiden Besitzer interessiert, sondern auch – Johann Lafer! „Das wundervolle Rheintal wird total unter Wert verkauft“, schreibt der Medienprofi den Weltwerbe-Managern ins Gebetbuch und schiebt nach; „Versucht doch mal die Kräfte zu bündeln. Hört auf, auf die Eisenbahn zu schimpfen. Seid lieber froh, dass die Bahn dort fährt. Diese Landschaft ist so einzigartig. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, für das Günderrodehaus jemanden zu finden, der mit Herz bei der Sache ist und die Qualität bietet, die dieser wunderbare Platz verdient.“
Lafers Verliebtheit in den schönen Ort mit der tollen Aussicht muss nicht zu Ende sein. Schließlich hat er nach eigenen Angaben mit seinem Heli-Gourmet-Flügen genug zu tun. Und häufig dreht er mit seinem Hubschreuber Schleifen durchs Rheintal. Landeerlaubnis in und über Oberwesel hat er nach wie vor.
Thomas Torkler
Artikel in der Rhein-Hunsrückzeitung vom 29.03.07
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