Günderrodehaus ist nun verwaist

Filmkulisse von Heimat 3 bei Oberwesel ohne Pächter – Investoren suchen neuen Betreiber für Gastronomiebetrieb

Regisseur Edgar Reitz ist im Hunsrück wieder in aller Mun­de. Gerade ging die Premiere für die Fragmente zur „Heimar-Serie“ über die Büh­ne, da macht auch das Günderrodehaus bei Oberwesel von sich reden. Wanderer und Cineasten stehen bei der Filmkulisse, die vor elnem Jahr einen Gastronomiebetrieb aufnahm, vor verschlossener Tür.

OBERWESEL.
Bis auf weiteres geschlossen bleibt das Günderrodehaus bei OberweseL Wie Investor Bertil Mensebach unserer Zeitung sagte, habe der bisherige Pächter seinen kurzfristigen Rückzug mit gesundheitli­chen Problemen erklärt. Nun wird ein Nachfolger gesucht, der einen funktionierenden Gastronomiebetrieb gewähr­leistet – in Verbindung mit einer Ausstellung über die Dreharbeiten von Heimat 3, die allerdings noch aufzu­bauen wäre.
„Wir sind durchaus offen für neue Konzepte“ erklärt Mensebach gegenüber unse­rer Zeilung. Bei der Suche nach einem neuen Gastronomiebetreiber wollen sich er und der zweite Investor, Thomas Hahn, allerdings Zeit lassen. Es geht ihnen nicht um einen schnellen Ersatz, sondern in erster Linie um einen erfahrenen Pächter mit einem soliden Konzept, wie Mensebach betont.
Das Gündenodehaus diente Edgar Reitz als Filmkulisse für Heimat 3. Es hatte lediglich eine befristete Baugenehmigung und steht, umgeben von Weinbergen, an einer der schönsten Ecken am Mitlelrhein, dem Siebenjungfrauenblick bei Oberwesel.
Bei dem Versuch, die Filmkulisse zu erhalten, war die Stadt Oberwesel auf Investoren angewiesen. Nachdem ein ortsansässiger Buunternehmer seinen Ausstieg erklärt hatte, waren die Hunsrücker Unternehmer Thomas Hähn und Bertil Mensenbach kurzfristig eingesprungen und hatten das Fachwerkhaus vor dem Abriss bewahrt. Binnen kürzester Zeit hatten sie die Filmkulisse in einen für die Gastronomie tauglichen Zustand versetzt.
Der Vision ihres bisherigen Pächters folgend sollte das Günderrodehaus ein Ort der Begegnung werden. Kulturelle Veranstaltungen waren eine Säule des Konzeptes, blieben in einem Jahr aber eher die Ausnahme. Vor wenigen Wochen sorgte ein Insolvenzantrag gegen den Gastronomiebetreiber im Günderrodehaus für Unruhe, Auslöser waren nicht abgeführte Beiträge an einen Sozialversicherer. Die Rechnung wurde beglichen, das Verfahren fallen gelassen. Bestehen blieben die Lohnforderungen ehemaliger Mitarbeiter. Gleichzeitig ließen die Investoren anklingen, dass sich im kommenden Jahr etwas ändern müsse.
„Wir sind weiterhin überzeugt von diesem Objekt und froh, dass wir es vor dem Abriss bewahrt haben“, bekennt sich Bertil Mensebach weiter zum Standort. „Wir hoffen in Zukunft allerdings wieder auf positive Resonanz, wenn Leute zum Günderrodehaus kommen. Das Interesse ist nach wie vor riesengroß. Wenn man sich nur eine halbe Stunde da oben aufhält, begegnen einem selbst im November noch 20 Leute.“

Das Günderrodehaus ist verwaist. Solange kein neuer Pächter gefunden ist, stehen Besucher vor verschlossener Tür.KOMMENTAR
Werner Dupuls zum geschlossenen Günderrodehaus

Kompetenter Gastwirt gesucht

Weitblick bewies Edgar Reltz in seinen ge­rade erschienenen „Heimat-Fragmenten**, In einer im Günderrodehaus spielenden Episode hängt ein Schild „Heute ge­schlossen“ an der Tür des Fachwerkhau­ses.
Innerhalb weniger Tage wurde aus dieser Vision Reali­tät. Das mitten in den Weinbergen und hoch über dem Rhein gelegene Gasthaus ist geschlossen. Einerseits ist es schade, denn das Haus hat einen einzigartigen Reiz und da­zu noch eine Interessante Geschichte. Anderseits sorgte es auch immer wieder für negative Erfahrungen bei potenziel­len und tatsächlichen Gästen. Wanderern, die vom benach­barten Rhein-Burgen-Wanderweg kamen, wurde vom Wirt wegen schmutziger Schuhe der Eintritt verwehrt. Oft waren der Wein warm und die Speisen kalt. Die versprochenen Filrnrequisiten von Hermann und Clarissa waren zu keiner Zeit zu sehen. Das angekündigte Heimal-Filmmuseum blieb ein frommer Wunsch, Dafür gab es Kitsch aus der Gründer­zeit. Immer häufiger standen – zum Teil von weit her ange­reiste – Besucher vor verschlossenen Türen. Das ursprüng­lich als touristisches Aushängeschild und damit als Werbe­träger fürs Welterbetal konzipierte Günderrodehaus bot immer mehr Grund für Groll und Ärger. Wie lange die Türen verschlossen sind, steht in den Sternen. Zum Wohl der Gäs­te und des Mittelrheintals wird hoffentlich bald ein kompe­tenter Gastwirt samt neuem Konzept gefunden.

Artikel in der Rhein-Hunsrückzeitung vom 04.11.06
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