Drehbücher für sechsteilige Serie fast fertig – Finanzierung noch nicht komplett entschieden – Gespräch mit Edgar Reitz
Regisseur Edgar Reitz hat seine Hunsrücker Heimat weltbekannt gemacht mit seinem Filmepos „Heimat“. Kurz vor dem Schlussstrich ist jetzt die Arbeit am Drehbuch für den dritten Teil. Wenn die Finanzierung erst steht, kann er in einem Jahr mit den Dreharbeiten im Hunsrück, am Mittelrhein und in Mainz beginnen.
Von Stefanie Mittenzwei
MAINZ. Von Menschen aus Deutschland, die an den Rhein kommen oder schon hier sind, will der Regisseur Edgar Reitz im dritten Teil seines Filmepos erzählen. Arbeitstitel: „Heimat 2000“. Die Drehbücher für die sechsteilige Serie seien fast fertig, berichtete Reitz jetzt in Mainz am Rande der Verleihung des Staatskunstpreises.
Zum Schreiben hat er ein Forsthaus im Hunsrück gemietet – „um nah bei den Menschen zu sein“. Dorthin reiste regelmäßig auch Thomas Brussig, Autor von „Helden wie wir“ und „Sonnenallee“. Der in der DDR aufgewachsene Mittdreißiger habe als Co-Autor die Erfahrungen seiner Generation eingebracht und den Blick nach Osten, so Reitz.
Eigentlich sollten die Dreharbeiten in diesen Tagen anfangen. Aber die Finanzierung des Millionenunternehmens hat sich hingezogen. Der Kampf sei lang gewesen und noch immer nicht entschieden, sagt Reitz, der in München eine Produktionsfirma hat. Zu Jahresanfang falle die endgültige Entscheidung über die Koproduktion.
Der Südwestrundfunk ist fürs erste Fernsehprogramm federführend, beteiligt ist außerdem der Mitteldeutsche Rundfunk. Bereits zwölf ausländische Fernsehanstalten hätten ihre Beteiligung zugesagt. „Diese allein decken die Hälfte der Kosten.“
Zusagen gibt es auch vom Land Rheinland-Pfalz. „Es hat ein großes Interesse, dass dieser Film gedreht und gesendet wird“, sagte Kulturministerin Rose Götte bei der Preisverleihung. Sie selbst habe alle Drehbücher gelesen. Schon vor drei Jahren hat die Kultur-Stiftung eine halbe Million Mark bereit~gestellt für die Entwicklung des Drehbuches der dritten „Heimat“. Das Wirtschaftsministerium steht im Gespräch mit dem Filmemacher und will, wenn sie erst anläuft, die Produktion in Millionenhöhe fördern.
Im Herbst 2001 soll erster Drehtag sein. Noch sei keine Entscheidung gefallen, wer mitspiele, berichtet Reitz. Fürs Casting wird er bald zurückkehren in die Städte. Laien spielten diesmal nicht mit, aber das fiktive Hunsrück-Dorf Schabbach werde wieder zur Kulisse, berichtet der Regisseur. Thema des sechsteiligen Films seien Menschen und Entwicklungen zwischen 1989 und 1999. Hauptschauplatz sei der Mittelrhein bei Oberwesel und St. Goar. In Berlin, Leipzig und Dresden wird gedreht – „und viel in der Landeshauptstadt“, sagt Reitz und freut sich auch deshalb über den Preis aus Mainz, „weil ich dort demnächst vor den Haustüren stehen werde“.
Artikel in der Rheinzeitung vom 16.11.2000
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