Die Hammerschläge sind verstummt

„Simons Schmiede“ war auch einmal Filmschauplatz – Serie Folge 6

VON BERT BADEN

Fast sieht es so aus, als hätte der Schmied gerade Feierabend gemacht und das Schmiedefeuer gelöscht. Kohle liegt noch auf der Esse und auf dem Amboß – griffbereit wie die verschiedensten Zangen an der Wand – ein Hammer. In „Simons Schmiede“ in Gehlweiler ist allerdings schon längst Feierabend. Aus der Werkstatt ist ein Denkmal geworden – Zeuge eines Berufes, den es nicht mehr gibt.
Zum letzten Mal war das rhythmische Hämmern Ende der 60er Jahre zu hören. Dann legte der letzte Schmied von Gehlweiler den Hammer nieder und hängte die Zange an die Wand. Der mit der Hand betriebene Blasebalg, die Werkzeuge und Transmissionen hatten ausgedient. Das Schmiedefeuer erlosch endgültig.

Nur noch einmal, Anfang der 80er, wurde es in der alten Schmiede von 1832 für einige Zeit nochmals lebendig. Der Regisseur Edgar Reitz reiste mit seinem Filmteam an und drehte in der Schmiede einige Szenen für sein Hunsrück-Epos „Heimat“.

Der 76jährige Wilhelm Gräff aus Gehlweiler erinnert sich auch heute noch gerne an seine kurze Filmkarriere, die vor rund anderthalb Jahrzehnten begann und endete. Er durfte in einer Szene als „Opa“ mitwirken und kennt noch heute seinen Text auswendig: „Herrmännche, suchste jemand?“

Für den Reitz-Film erhielt die Gehlweiler Dorfschmiede auch ihren heutigen Namen „Simons Schmiede“, benannt nach einer Drehbuch-Figur. Bevor die Filmleute antraten, sprach man in Gehlweiler nur von „Baujoabs Schmied“. Bürgermeister Paul Beicht, der als Jugendlicher bis Ende der 60er Jahre hier und da dem letzten Gehlweiler Schmied Peter „Baujoabs“ Müller half, erinnert sich: „Das war harte Arbeit, da mußte richtig zugepackt werden.“

Ob „Simons Schiede“ oder „Baujoabs Schmied“ – die Gehlweiler sind stolz auf ihr Erbe, zu dem auch das alte „Backes“ und die Brücke über den Simmerbach gehören. Beide Bauwerke stammen aus dem 17. Jahrhundert und stehen ebenfalls unter Denkmalschutz.

Artikel in der Rheinzeitung vom 12.09.97
Hinweis: Alle Rechte (auch Vervielfältigung und Verbreitung) an den Texten und Bildern liegen bei der Rheinzeitung . (www.Rheinzeitung.de) Es liegt die schriftliche Genehmigung des Verlages vor.