„Schwarzer Kies“: Einst Flop und doch Top

Pro-Winzkino zeigt morgen den Vorläufer-Film der „Heimat“ – Wenig Gemeinsamkeiten

SIMMERN. VB. Am morgigen Mittwoch zeigt das Pro-Winzkino in Zusammenarbeit mit dem Begegnungshaus Büchenbeuren in Simmern den „Schwarzen Kies“. Dieser Film ist der erste im Hunsrück entstandene Kinostreifen. Er beschreibt die Zeit, in der die Airbase Hahn noch eine junge amerikanische Institution war.
Die einzige Gemeinsamkeit, die „Schwarzer Kies“ und „Heimat“ haben, ist die, daß beide im Hunsrück entstanden sind. Ansonsten sind die beiden cineastischen Machwerke recht verschieden: Die „Heimat“ von Edgar Reitz wurde zum Publikumshit, Helmut Käutner landete mit seinem „Schwarzen Kies“ einen Flop. Käutner hatte die Idee, darzustellen, welchen Einfluß die Airbase Hahn auf die einheimische Bevölkerung hat.

„Ich war damals 17 Jahre alt, jedes zweite Haus in Lautzenhausen war eine Kneipe“, erinnert sich Helga Schneider aus Büchenbeuren, die als Jugendliche einen Statistenpart im „Schwarzen Kies“


GIs waren die Kings

hatte übernehmen sollen. Jeder GI sei damals, als der Dollar noch 4,20 Mark wert war, ein King gewesen, und das Nachtleben im Dorf sei sehr amerikanerlastig gewesen.
Diese Tatsache nutzte Käutner Ende der 50er Jahre für seinen Film: Der Hunsrück wird mit dem „Big Brother“ konfrontiert, erlebt eine wirtschaftliche und kulturelle Invasion. Zwischen Etablissements und Bars entsteht ein zwielichtiges Milieu, das Käutner nutzt, um klischeehaft darzustellen, wie das einheimische Gesellschaftgefüge aus dem Gleichgewicht gerät. Der Film handelt dementsprechend vom Schwarzmarkthandel mit gestohlenem Kies, der für zwei Liebespaare tödlich endet.

„Wir sollten damals die Dorfjugend mimen, die abends über die Straße geht und Volkslieder singt“, erinnert sich Helga Schneider daran, wie man versuchte, das Klischee der damaligen Zeit filmisch festzuhalten: Hier zeigt der Streifen den braven, Volkslieder trällernden Hunsrücker, da den in


Zeitzeuge in Bildern

Bars verkehrenden amerikanischen Soldaten.
Obwohl der 111minütige Film laut Kritikermeinung kein Meisterwerk darstellt, reizt die vielleicht letzte Vorführung des Streifens am Mittwoch. Schließlich ist der Film Zeuge einer Zeit, die wahrscheinlich die vehementesten Veränderungen für die einheimische Bevölkerung mit sich brachte.

Artikel in der Rheinzeitung vom 24.09.96
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