Marathon vom Hunsrück läuft nun auch am Lido

Im Programm der Venedig-Biennale: „Heimat“ von Edgar Reitz

Auf dem üppigen Programm der Filmbiennale von Venedig stehen 107 Filme in sieben Sektionen. Die wieder von Gian Luigi Rondi organisierte „Mostra“ dauert vom 27. August bis zum 7. September. In der Favoritenposition ist Frankreich mit Filmen bedeutender Regisseure, unter anderem mit Alain Resnais‘ „I’amour a mort“ (Liebe bis zum Tod).
Die Bundesrepublik wird durch den in Berlin lebenden Türken Erden Kiral repräsentiert, dessen Dorftragödie „Der Spiegel“ mit türkischen Darstellern auf der griechischen Insel Andros entstand, weil es Kiral versagt ist, in seiner Heimat zu arbeiten. Im Hauptprogramm noch, aber außer Wettbewerb, wird in fünf Teilen das Fernseh-Epos von Edgar Reitz „Heimat“ (Gesamtdauer fast 16 Stunden) gezeigt.
In der neu eingerichteten „Internationalen Woche der Kritik“ ist das Regie-Debüt der Münchnerin Dagmar Hirtz, „Unerreichbare Nähe“, zu sehen.

Zahlenstark und prominent ist der schon voreilig totgesagte italienische Film am Lido vertreten. Neben „Es war einmal in Amerika“ von Sergio Leone, dessen Alterswerk schon in Cannes Aufsehen erregte, bewerben sich um den „Goldenen Löwen“: Marco Ferreri mit „II futuro e donna“ (Die Zukunft ist weiblich), Pupi Avati, Pasquale Festa Campanile und Florestano Vancini.
Zu den weiteren interessanten Namen und möglichen Preisträgern zählen: Der Spanier Carlos Saura mit „Los Zancos“ (Die Sprungbretter), der Pole Krysztuf Zanussi mit „Das Jahr der ruhigen Sonne“ und der Engländer Hugh Hudson, bekannt durch „Die Stunde des Siegers“, mit „Greystoke: Die Legende von Tarzan, Herr der Affen“.
Aber auch kleine Filmländer wie die Philippinen, Dänemark und Finnland sowie die Volksrepublik China, Indien und Ungarn nehmen am Wettbewerb teil, dessen Sieger eine internationale Jury ermittelt, der unter der Präsidentschaft von Michelangelo Antonioni auch der Schriftsteller Günter Grass angehört.
Kurt Bergmann
 
Artikel in der Rheinzeitung vom 24.08.84
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