Lena Lessing

Sie spielte die Rolle der Olga Müller in

aus einer Email vom 23.03.21

Ich erinnere mich an den langen Casting Prozess, bis ich endlich die Rolle der Olga bekam. Es dauerte ein Jahr lang und ich musste immer wieder nach München reisen und mit verschiedenen Partnern Szenen spielen, die dann gleich gefilmt wurden. Es fand immer im Haus von Edgar Reitz statt, in dem wir später auch so viel Zeit verbringen sollten. Ich wollte so sehr in einem Film von Edgar Reitz mitspielen, dass ich viele schlaflose Nächte verbrachte und regelrecht betete, dass ich genommen wurde. Ich sprach für verschiedene Rollen vor, daher wußte ich, dass Edgar mein Spiel mochte, aber auch, dass er sich nicht entscheiden konnte.
Zu der Zeit lebte ich in Berlin und verdiente meine Geld damit, dass ich auf dem Markt Bio Kartoffeln verkaufte. Ein Samstag im Winter, es waren minus 20 Grad draußen, stand ich fast ganz allein auf dem Markt mit meinen Kartoffeln. Sie wurden von Heizstrahlern gewärmt, damit sie nicht erfroren und ich war so dick angezogen, dass ich mich kaum bewegen konnte und trotzdem fror. In Gedanken war ich jedoch bei dem Filmprojekt von Edgar Reitz. Um mich von der Kälte abzulenken, schloß ich mit mir selber einen Pakt. „Ich bleibe noch eine Stunde auf dem Markt und wenn dann keiner Kartoffeln bei mir kauft, dann will ich dafür die Rolle der Olga bekommen.“ Die Stunde verging, keiner kaufte Kartoffeln – warum auch, bei dieser Eiseskälte! – und ich packte alles wieder ein. Ich ging nach Hause, legte mich in die Badewanne, um mich aufzuwärmen und ging früh schlafen, als mich ein Telefonanruf aufweckte. Es war Robert Busch, Edgars Regie Assistenz, den ich später so zu schätzen lernte. Er sagte mir, „Du hast die Rolle bekommen. Wir freuen uns, wenn du dabei bist.“ Ich war so glücklich, dass ich sofort in Tränen ausbrach. Selten habe ich mich in meinem Leben so glücklich gefühlt wie in diesem Moment. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen vor lauter Aufregung und Freude.

Herzliche Grüße von Lena Lessing