Leserbrief

In einem Leserbrief schreibt Heribert Dämgen der „Schabbacher Kultur- und Heimat Freunde e.V.“ über seine Verärgerung, weil Fördergelder nicht für das „Simonhaus“ in Gehlweiler fließen:

„Zum Bericht vom Montag, dem 12.10.2020, der Rhein-Hunsrück
Zeitung „Startschuss der Sanierung“ für Burgruine Dill
Wir Hunsrücker geben unsere Zurückhaltung nur selten auf. Das gilt auch dann, wenn wir uns ärgern. Auch ich neige dazu, die Dinge von der positiven Seite her, mit Humor und Toleranz zu betrachten. Doch als ich die – so unter anderen – harmlos daherkommende Nachricht las, Gute Nachricht für das Dorf Dill. „Der Startschuss für die Sanierung der Burgruine von 110 000 Euro durch die Verbandsgemeinde sind gedeckt.“ Und der Verbandsgemeinde Bürgermeister Harald Rosenbaum dazu: „… für die nächste Stufe der Sanierung des Kulturdenkmals sind 1,7 Millionen Euro notwendig …“ hat mich und meine Mitstreiter Fassungslosigkeit ergriffen. Nach welchen Kriterien werden eigentlich in unserer Verbandsgemeinde und im Kreis solche Entscheidungen getroffen? Nimmt man deren eigene Argumentation beim Wort: „Eine Fülle von guten Ideen könnten damit in den historischen Gemäuern von dem Freundeskreis Burg Dill verwirklicht werden.“ Weiterhin sollen Veranstaltungen möglich werden: „Größere Veranstaltung waren bisher durch ein fehlendes Sicherungskonzept nicht möglich.“ Das Ziel ist es – laut Verbandsnachrichten – „die Burgruine Dill für touristische Zwecke in Wert zu setzen“. Gute Ideen? Veranstaltungen? Denkmalschutz? Tourismusförderung? In diesem Falle alles gute Wünsche an die ferne Zukunft. Würde es ehrlich und wirklich um diese Ziele gehen würde, dann hätte die Verbandsgemeinde und der Kreis das schon 2015 mit einem deutlich geringeren Einsatz haben können, als wir wegen rasant steigender Besucherzahlen im Heimathaus Gehlweiler einen ersten Antrag auf eine dringend notwendige Dach- und Fachwerksanierung gestellt haben: Kostenpunkt ca.90.000 €. Damit wäre der Publikumsmagnet in „Schabbach“ erst einmal – im wahrsten Sinne des Wortes – „gesichert“ gewesen. Seitdem gab es endlose weitere Anträge unterschiedlichster Art, zahllose Vertröstungen und ausweichende Auskünfte. Mit einem Brief der Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis vom 5. Oktober 2020 ist die erbetene Förderung durch unerfüllbare Nebenbedingungen endgültig vereitelt worden. Die Besucherzahlen dagegen sind weiter ganz eindeutig in ihrer Botschaft: sie steigen ständig. Im letzten Jahr haben über 2000 Menschen den Weg nach Gehlweiler gesucht. Genauso wie das auch ehrenamtlich von der Initiative Soonwald e. V. gestemmte Projekt „Soonwaldbus“ ist Gehlweiler, als die „Heimat der Heimat“, ein innovatives touristisches Erfolgskonzept, kurz ein „Renner“, um das uns nicht nur benachbarte Regionen beneiden. Die „Sicht von außen“ spricht ohnehin eine eindeutige Sprache. Es gibt kein Projekt im Kreis, das soviel überregionale Medien-Aufmerksamkeit auf sich zieht, wie das Heimathaus. Dabei handelt es sich bei unseren Gästen schon lange nicht mehr allein um Filmfreunde. Gehlweiler ist zu einem wertvollen Ort der Rückversicherung Hunsrücker Identität geworden. Es ist inzwischen eine Art internationaler „Wallfahrtsort“ für Menschen die das Thema: „Heimat“ umtreibt: Heimat als Anker und auch als Verlusterfahrung. 50% der Besucher sind Ausländer (!); vor allem Brasilianer, Italiener, Franzosen, Belgier, Niederländer, Engländer, Luxemburger und sogar Schweden. Auch das ist extrem ungewöhnlich für die touristische Destination „Hunsrück“. Gibt es also ein aktuelleres, zukunftsweisenderes und förderwürdigeres Projekt in unserer Region?
Ich bin sehr weit davon entfernt, die Burgruine Dill gegen das Heimathaus Gehlweiler „Die Heimat der Heimat“ auszuspielen. Ich habe großen Respekt vor dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder des „Freundeskreis Burg Dill“. Doch da ist ein Unterschied: faszinierende Burgen und einsame Burgruinen gibt es allein im Soonwald auf engstem Raum 28(!). Aber es gibt nur ein „Schabbach“ und seinen Kristallisationspunkt, das vom Verfall bedrohtes Heimathaus.
Ich frage mich, ist den politischen Entscheidern jedes Koordinatensystem verloren gegangen? Oder fehlt einfach die Fähigkeit, über den Tellerrand hinaus zu schauen? Haben Politiker nicht die Aufgabe, abzuwägen und zu bewerten, was heute und in Zukunft wirklich zählt?
In der Hoffnung auf eine zukunftsfähige Lösung für die „Heimat der Heimat“ und in Erwartung eines Vorschlages, grüßt
Heribert Dämgen und der Verein ‚Schabbacher Kultur und Heimat
Freunde e.V.'“