Der Autor, Filmregisseur und Preisträger des Kulturgroschens des Deutschen Kulturrates Edgar Reitz spricht im ganzseitigen Interview in Politik & Kultur über Heimat – weit über die Grenzen seiner filmischen Auseinandersetzung hinaus.
Die Trilogie „Heimat“ hat Filmgeschichte geschrieben und Reitz prägte den deutschen Heimatfilm damit maßgeblich. Jedoch endet Reitz‘ Auseinandersetzung mit Heimat nicht an den Grenzen des filmischen Heimatdorfes Schabbach, sondern geht weiter darüber hinaus.
Der freie Journalist und ehemalige ARD-Hauptstadtkorrespondent Hans Jessen spricht mit Reitz unter anderen über dessen Heimatbegriff. Reitz antwortet dazu: „Wenn ich von Heimat spreche, habe ich in dem Zusammenhang keine moralischen Vorstellungen, sondern meine etwas ganz Reales, Konkretes. Etwas, was man erlebt und erfährt. Meine wichtigste Erfahrung mit dem Leben ist, dass wir den Ort, an dem wir geboren werden und den Horizont unserer Kindheit weder örtlich noch zeitlich selbst bestimmen können. D. h., im Heimatbegriff ist zunächst einmal keine Freiheit enthalten. Heimat ist eine Haut, ein Gehäuse. Die Freiheit besteht immer darin, sich aus dieser Haut hinauszubegeben und dieses kleine Universum, das wir sozusagen von Geburt an wie einen Uterus mitbringen, zu verlassen. Wir müssen eine Distanz entwickeln, aus der heraus wir entscheiden können, ob wir die Verhältnisse so lassen oder nicht, ob wir uns fügen oder nicht fügen in die Traditionen und Verhältnisse. Heimat war immer eine Haut, aus der ich ausbreche.“
Weitere Themen des Interviews sind die Zeit- und Raumdimension von Heimat, die Prägung der Heimaterinnerungen durch Kriegszeiten und Verlusterfahrungen, das Zusammenkommen mehrerer Heimaten und eine mögliche Heimat im Internet.
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Quelle: Pressemitteilung Deutscher Kulturrat