Für drei Tage ist Schabbach in Mainz

Kino im Theater: Am Wochenende hat „Heimat 3“ von Edgar Reitz im Großen Haus Premiere

MAINZ. Das Große Haus des Staatstheaters verwandelt sich am nächsten Wochenende in einen Kinosaal: Am Samstag und Sonntag geht hier die Rheinland-Pfalz-Premiere des mit Spannung erwarteten Film-Epos „Heimat 3“ von Edgar Reitz über die Leinwand. Mehr als elf Stunden dauern die sechs neuen „Heimat“-Episoden.

„Wenn man anfängt über Heimat nachzudenken, ist man innerlich schon weg“, sagt der Filmemacher Edgar Reitz. 1932 im Hunsrück geboren, verlässt der Uhrmachersohn mit 19 Jahren die Dorfwelt, um in München Literatur zu studieren. Hier dreht Reitz seine ersten Kurzfilme, er schließt sich einer Protestbewegung junger Filmemacher an. Ihr Motto: „Papas Kino ist tot.“

Nach Industrie- und Experimentalfilmen gelingt Reitz mit dem Spielfilm „Mahlzeiten“ der Durchbruch. In den 70er- Jahren produziert er den prämierten Film „Stunde Null“, mit „Die Reise nach Wien“ und „Der Schneider von Ulm“ aber auch zwei Flops. In dieser Lebenskrise kehrt er für längere Zeit in den Hunsrück zurück und schreibt dort Drehbücher. So entsteht sein 16-stündiges Film-Epos „Heimat“, das 1984 weltweiten Erfolg bei Publikum und Kritik feiert. Ein Familienpanorama aus dem Hunsrück wurde zum Spiegelbild der deutschen Geschichte.

Acht Jahre später setzt Reitz den Zyklus fort, mit dem noch stärker autobiographisch geprägten Film „Die zweite Heimat“, der auf die Münchner Kulturszene der 60er-Jahre zurückblickt und nach sieben Jahren Produktionszeit 1992 Premiere hat.

Jetzt hat Edgar Reitz „Heimat 3“, eine Chronik der 90er- Jahre im wiedervereinten Deutschland, abgedreht. Der Regisseur erzählt zehn Jahre deutscher Geschichte innerhalb einer doppelten Zeitenwende: Vom Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 bis zum Neujahrstag des neuen Jahrtausends. Ost und West begegnen sich, lieben und leiden aneinander, und viele kehren nach „Schabbach“ zurück, wo alles begann.

Bereits am Vorabend der Rheinland-Pfalz-Premiere von „Heimat 3“, am kommenden Freitag, 24. September, stellt sich Edgar Reitz auf der Bühne des Großen Hauses den Fragen des renommierten Filmkritikers Peter W. Jansen. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, der Abend wird vom Südwestrundfunk für sein Radioprogramm aufgezeichnet.

Neben Reitz ist am Freitag auch bereits ein „Heimat“- Hauptdarsteller anwesend: Das berühmte Fachwerkhaus am Steilhang des Rheintals – das so genannte Gründerrode- Haus -, zentraler Schauplatz des fiktiven Film-Ortes Schabbach, wird in Teilen im Foyer des Großen Hauses aufgebaut. Am Samstag und Sonntag gibt es auf dem Gutenberg-Platz vor dem Staatstheater einen Hunsrück- Markt.

Das Premieren-Wochenende selbst beginnt am Samstag, 25. September, um 14 Uhr im Großen Haus. Nach der Eröffnung mit Staatstheater-Intendant Georges Delnon, Ministerpräsident Kurt Beck und SWR-Intendant Peter Voß startet um 14.30 Uhr der erste Teil von „Heimat 3“ mit dem Titel „Das glücklichste Volk der Welt“. Es folgen bis 21.30 Uhr „Die Weltmeister“ und „Die Russen kommen“. Am Sonntag werden von 11.30 Uhr bis 18 Uhr die Episoden vier bis sechs gezeigt, anschließend ist Premierenfeier. (jsk)

Artikel in der Rheinzeitung vom 22.09.04
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