Unverhofft ein Banker

Manfred Gass, Direktor des Ferienparks Hambachtal und seine Mitarbeiterin Mia Kilian spielten im letzten Teil von Edgar Reitz „Heimat“-Trilogie mit

Ein ganzer Drehtag für ein paar Worte

Bei Manfred Gass und Mia Kilian ist die Vorfreude auf die dritte „Heimat“, die an Weihnachen ausgestrahlt wird, besonders groß: Sie wirkten bei der Hunsrück-Saga selbst mit

ÜBERHAMBACH. Einen Schub bringen soll dem Hunsrück, die touristische Vermarktung der dritten Staffel der Trilogie „Heimat“ von Edgar Reitz, „Alle anderen Werbemaßnahmen der Region zusammen genommen erreichen in fünf Jahren nicht so viel“, glaubt Hagen Suchardt.
Der Geschäftführerdes Regionalrat Wirtschaft im Rhein-Hunsrück-Kreis koordiniert die von der Europäischen Union finanziell unterstützten Aktivitäten. Auch Manfred Gass, der Direktor des Hunsrück Ferienpark Hambachtal, verspricht sich von dem SWR-Projekt, „dass der Bekanntheitsgrad unserer Gegend steigt und der Film die Zuschauer auf den Hunsrück neugierig macht“ . Davon konnte auch der Ferienpark profitieren – schließlich führt er die Bezeichnung des Landstrichs, der zum Synonym für Heimat wird, im Namen.

Zumal er vom Konzept des aus Morbach stammenden Regisseurs überzeugt ist, ließ sich Gass nicht zwei Mal bitten, selbst eine kleine Rolle zu übernehmen – ebenso wie Mitarbeiterin Mia Kilian und Touristen. In die eineinhalb Jahre dauernden Dreharbeiten in Riesweiler, die als „Chronik der Zeitenwende“ die jüngere Vergangenheil widerspiegeln, wurden auch die Demonstrationen gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen bei Hasselbach eingebaut.

Vom Kind bis zum Rentner

Mit dabei: Friedenspfarrer Karl-August Dahl, der sich selbst spielte und die anreisenden Kriegsgegner empfing. Wie damals sollten auch Niederländer an der Kundgebung teilnehmen. Was lag näher als eine Anträge an den Ferienpark in dessen Klientel die Nachbarnation traditionell stark vertreten ist?
Morgens um 7 Uhr standen gut zwei Dutzend Gäste vom Kind bis zum Rentner bereit, um bis in die Abendstunden als Komparsen bei „Heimat III“ mitzumachen – für 40 Euro Gage pro Person. Abwechslungsreich und lustig fanden die Erwachsenen den langen Tag, an dem sie Transparente hielten und einige Sätze redeten. Zig Mal wurde die Szene wiederholt, bis alles passte.
„Viele Holländer kannten den ersten und zweiten Teil“, war Gass überrascht. Noch größer war sein Erstaunen, als ihn die Produktionsfirma bat, sich selbst für eine Sequenz zur Verfügung zu stellen – als der Bankdirektor der in der Sparkasse in Ingelheim dem aus Berlin zurückkehrenden Protagonisten Hermann Simon („Hermännche“) das Begrüßungsgeld überreicht: „Kurzfristig hatte der vorgesehene Akteur, ein richtiger Banker, abgesagt, weil er nicht in den Räumen der Konkurrenz spielen wollte. Zwar musste Gass nur einige Worte sprechen, „aber der ganze Tag ging dabei drauf“ – Maske, Garderobe, erster Versuch, zweiter Versuch… Spaß bereitete ihm sein unverhoffter Einsatz trotzdem, (ks)

 
Edgar Reitz (2. von rechts) schaut zu, wie sich die Demonstranten die Hand geben. In Riesweiler, wo dieses Foto entstand, spielten auch Manfred Gass und Mia Kilian mit. Foto: Thomas Torkler


Artikel in der Rheinzeitung vom 04.03.2004
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