VG St. Goar-Oberwesel lehnt Projektträgerschaft ab – Günderodehaus scheint verloren
OBERWESEL. Nach dem Abschluss der Dreharbeiten für „Heimat 3“ tickt die Uhr für den Abriss des Günderodehauses. Gerne hätten die Menschen am Rhein die imposante Filmkulisse in herrlicher Lage erhalten, doch diese Option scheint seit Donnerstagabend in weite Ferne gerückt.
In nicht-öffentlicher Beratung hat der Verbandsgemeinderat St. Goar-Oberwesel beschlossen, eine Projektträgerschaft für Erhalt und Nutzung des Filmhauses unter derzeitigen Bedingungen nicht weiter zu verfolgen.
Ausschlaggebend für die einstimmige Entscheidung seien die ungeklärte Fördersituation und die Forderungen der Grundstückseigentümer gewesen, sagte Bürgermeister Thomas Bungert gegenüber unserer Zeitung. Daher habe der Rat mit Verweis auf das finanzielle Risiko für die Verbandsgemeinde von dem Projekt Abstand genommen.
In der angedachten Finanzierung hätten die Grundstücke mit Leaderplus-Mitteln, Landeszuschüssen und einem Eigenanteil der Verbandsgemeinde angekauft werden sollen, allerdings überstiegen die Preisvorstellungen der Eigentümer den Rahmen des finanziell Machbaren. Auch die Filmgesellschaft fordert eine beachtliche Summe für das Haus – dieses Geld hätte nach Einschätzung Bungerts am ehesten aus der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz fließen können. Nun scheint das Haus, das eine zentrale Rolle in der Edgar Reitz-Verfilmung spielt, für Oberwesel verloren, es sei denn, es fände sich
ein anderer öffentlicher Träger, der das Haus vor dem Abriss bewahrt. Nach der Baugenehmigung hat das Haus höchstens bis März 2005 Bestand, eine
private Nutzung scheidet aus. Die Verbandsgemeinde wollte im Günderodehaus ein Heimat-Filmmuseum einrichten, um eine weitere touristische Attraktion im Rheintal zu schaffen.
Gleichzeitig war eine gastronomische Nutzung vorgesehen, wobei die Schaffung der dazu notwendigen Infrastruktur ebenfalls Kosten verursacht und das Engagement eines Investors vorausgesetzt hätte. Das Günderodehaus wird auf jeden Fall weiter leben. Die Filmgesellschaft hat laut Bungert bereits einen Interessenten an der Hand, der es an anderer Stelle wieder aufbauen möchte. Das würde allerdings bedeuten, dass der Mittelrhein eine große Chance verpasst hätte.
Ingo Lips
Artikel in der Rheinzeitung vom 13.12.2003
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