Dritte Staffel der Hunsrück-Saga „Heimat“ ist im Kasten / Regisseur denkt an Fortsetzung
OBERWESEL / WOPPENROTH – Nach 19 Monaten ist die neue Großproduktion im Kasten: Im Hunsrück-Ort Woppenroth fiel die letzte Klappe für den Sechsteiler „Heimat3“
Von unserem Redaktionsmitglied Günter Jertz
Die Wolken hängen zwar tief, doch kein Tropfen Regen will fallen. Obwohl das im Drehbuch für den Schlusstag der dritten „Heimat“-Staffel steht. Hilft also nur noch die Freiwillige Feuerwehr aus Gemünden, die mit Löschwagen anrückt, so dass der Regen ausnahmsweise mal aus dem Schlauch kommt. Hollywoods Filmemacher wären von derart günstigen Spezialeffekten hellauf begeistert. Regisseur Edgar Reitz, der mit den ersten beiden „Heimat“-Mehrteilern Fernsehgeschichte geschrieben hat, ist am letzten Drehtag dorthin zurück gekehrt, wo 1982 mit den ersten Folgen alles begonnen hatte: Nach „Schabbach“, in den Hunsrück-Ort Woppenroth.
Auch der Schlussakkord der Trilogie ist wieder eine ambitionierte Großproduktion, die deutsche Geschichte aufarbeitet. Diesmal setzt der Handlungsstrang mit dem Mauerfall 1989 ein und verknüpft Lebensläufe in Ost und West. Im Mittelpunkt wieder die Figur des mittlerweile 60-jhrigen Hermann („Hermännche“) Simon – gespielt von Henry Arnold. Der Hauptdarsteller bleibt beim nassen Finale, das die Feuerwehr mit 50 000 Litern Wasser überhaupt erst möglich gemacht hat, trocken. Der Schauspieler sitzt im Auto und fährt durch „Schabbach“. Nicht nur im Hunsrück drehten Reitz und seine Filmcrew. Eine zentrale Rolle für die „Heimat“-Saga, die auch einen verschmitzten Blick auf jüngste deutsche Geschichte gibt, spielt das fiktive Günderrode-Haus. Hoch über dem Rhein in Oberwesel, direkt gegenüber der Loreley, wurden die Filmemachern fündig und entdeckten die Villa, in der die meisten Szenen des Sechsteilers gedreht wurden. Und so kam auch Oberwesel in den werbewirksamen Ruf einer „Filmstadt“. Der malerische Schauplatz der Handlung lockte schon im Sommer „Heimat“-Fans und Touristen an. Außerdem wurde die filmische Chronik in den Metropolen Berlin, Dresden und Leipzig gedreht.
Auch 19 Monate Arbeit haben beim Regisseur keine Ermüdungserscheinungen hinterlassen: „Ich könnte morgen schon die Fortsetzung drehen.“ Stoff hätte Edgar Reitz offensichtlich noch genug, weil manche Geschichten weiter erzählt werden könnten. „Doch das Ende ist immer da, wo das Geld zu Ende ist“, verrät der Filmemacher. Dabei hatte Reitz große Partner, die die sich an den Produktionskosten von zehn Millionen Euro beteiligt haben. Allein die ARD und der Südwestrundfunk (SWR) übernahmen die Hälfte. Pünktlich zum Weihnachtsfest 2004 sollen die sechs „Heimat“-Teile im Ersten zu sehen sein.
Für den SWR als Heimatsender hat das Projekt eine ganz besondere Bedeutung. „Wir verstehen uns als ein der Welt zugewandter Verbündeter für alle, die Nähe und Ferne für zwei Seiten einer Münze halten“, kommentierte Intendant Peter Voß das Engagement seines Senders. Und der Regisseur ergänzt: „Das Wort Heimat hat in den 90er Jahren einen Bedeutungswandel erfahren. Wir wollen diesen Veränderungen nachspüren und Neues entdecken.“ Eine Konstante in der Entstehung des schon heute hoch gehandelten TV-Hits ist wieder die Gemündener Feuerwehr als „Regenmacher vom Dienst“. Deren Chef Jörg Altmeyer ist längst ein alter „Heimat“-Hase. Diesmal half er hinter den Kulissen aus, als 15-Jähriger war er schon in der ersten Staffel der Serie Komparse. Bei einer Fortsetzung wäre Altmeyer unter Garantie wieder dabei.
Artikel in der Allgemeinen Zeitung, Ausgabe Alzey vom 18.10.2003
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