Edle Tropfen vom Mittelrhein feierten filmreifen Auftritt im Oberweseler Ratskeller – Erfolgsregisseur vom Hunsrück entdeckte in der Stadt der Türme und des Weines eine Heimat
Spitzengewächse vom Mittelrhein, einen Filmregisseur mit Weltruhm, Überraschungsgäste und einen Besucherrekord – Thomas Bungert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel, sparte nicht an Superlativen, als er gestern Vormittag mehr als 160 Besucher zur „Festlichen Weinprobe“ im Oberweseler Ratskeller begrüßte.
OBERWESEL. Die Weinprobe im Oberweseler Ratskeller ist einer der Höhepunkte beim traditionellen Weinmarkt in der historischen Stadt im jungen Unesco-Weltkulturerbe. Gestern konnte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde einen Besucherrekord vermelden. Dicht gedrängt saßen die Besucher im Kellergewölbe. Wohl nicht nur der Wein vom Mittelrhein, sondern sicher auch der Ehrengast lockte die Scharen: Edgar Reitz, der gerade in und um Oberwesel die dritte Staffel seines Filmepos „Heimat“ dreht, gab sich mit Produzent Robert Busch die Ehre.
Der Ratskeller in Oberwesel war für den Heimatregisseur kein unbekanntes Terrain. Reitz erinnerte an die Dreharbeiten in Oberwesel, als das Kellergewölbe für die Maske und als Ort für die Mittagspause genutzt worden sei. Und beim Blick ins Publikum geriet der Filmemacher gleich wieder ins Schwärmen: „Diese Festlichkeit ist schon fast wie im Film.“ Er sei schon fast ein Oberweseler geworden während der Dreharbeiten. Im Charme des Ortes Oberwesel sei das eigentliche Zentrum des Films eingerichtet worden. Edgar Reitz: „Oberwesel ist ein unglaublich schöner Drehort. Es gibt einfach nichts Schöneres.“
Riesling in USA teuer
Landrat Bertram Fleck machte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Weinwerbung Mittelrhein auf das Ansehen des heimischen Gewächses in Übersee aufmerksam. In den USA gebe es einen Weinladen, in dem der Riesling vom Mittelrhein für 26,50 Dollar die Flasche verkauft werde. Der Preis zeige den eigentlichen Wert unseres heimischen Weines.
Mit Blick auf die Dreharbeiten von Edgar Reitz in der Region lobte der Landrat die weltweite Werbung für die Region Rhein und Hunsrück. Derzeit werde überlegt, etwas „Gescheites“ mit dem Haus Günderode über Oberwesel anzufangen. Fleck: „Wir versuchen es jedenfalls.“
Mittelrhein-Weinkönigin Andrea Kron führte anschließend durch eine Probe von 18 Weinen aus dem Gebiet der Verbandsgemeinde. Vom trockenen Rotwein über den Classic Riesling (den nur knapp ein Drittel beim Wein-Quiz erkannte) bis zur milden Riesling Auslese, die einen echten Höhepunkt für Zunge und Gaumen bot, reichte das „Reben-Repertoire“, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte. Und weil’s im vergangenen Jahr so schön war, hatte Bürgermeister Bungert erneut Irene Busch verpflichtet, die im Vorjahr die Probe gekonnt und komödiantisch präsentiert hatte. Kostproben: „Im Wein liegt die Wahrheit, der Schwindel steht auf dem Etikett.“ Oder: „Was nützt uns der beste Abgang beim Wein, wenn wir zu ihm keinen Zugang haben.“
Welt schaut nach Oberwesel
Im Ratskeller und beim anschließenden Gang über den Weinmarkt gab’s genügend Gelegenheit für ausreichenden Zugang zum Wein. Viele machten davon Gebrauch. Und nächstes Wochenende wird, wie Bürgermeister Thomas Bungert sagte, „die Welt nach Oberwesel schauen“, wenn die Welterbefeier das Mittelrheintal erstrahlen lässt.
Michael Maurer
Artikel in der Rheinzeitung vom 16.09.2003
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