Gestern stellte Regisseur Edgar Reitz „Heimat“-Projekt Ministerpräsident Kurt Beck und Medienvertretern in Oberwesel vor
Die Dreharbeiten zur dritten Staffel des Welterfolges „Heimat“ laufen seit mehreren Wochen in und um Oberwesel. Mit einer Pressekonferenz, an der Journalisten aus ganz Europa teilnahmen, machte das Filmteam jetzt offiziell auf sich aufmerksam. Ministerpräsident Kurt Beck lobte das Werk als „filmisches Nachschlagewerk der Geschichte“. Regisseur und Autor Edgar Reitz dankte vor allem der Bevölkerung, die sich mit Ideen und Phantasie mit einbringe und Heimat 3 als „ihren Film“ ansehe.
OBERWESEL. Böllerschüsse kündigten gestern an, dass in Oberwesel besondere Gäste eingetroffen waren. Das Filmteam um den Regisseur und Autor Edgar Reitz hatte zur Pressekonferenz auf die MS „Rhenus“ eingeladen. Neben 35 Film-, Fernseh- und Zeitungsteams aus Europa gaben sich auch Ministerpräsident Kurt Beck, SWR-Intendant Professor Peter Voß sowie als Moderator der Filmkritiker Peter W. Jansen die Ehre.
Stadtbürgermeister Manfred Zeuner begrüßte die Gäste an Bord und äußerte sich stolz zu der Produktion von „Heimat III“ in Oberwesel, von der er sich große Synergie-Effekte für die Zukunft erhofft.
„Ich erwarte mit Spannung die Ausstrahlung“, sagte Ministerpräsident Kurt Beck. Auf die Frage, welche Gefühle er dabei habe, eine 14 Millionen Euro teure Fernsehproduktion mit etwa 1,8 Millionen Euro aus Landesmitteln zu unterstützen, antwortete er, Geld auszugeben verursache „immer ein wenig Bauchweh“. Er sehe das Engagement für den Film als Kulturförderung, so dass sich die Anstrengungen und Investitionen für die Geschichte des Landes durch „ein filmisches Nachschlagewerk“ durchaus lohnten.
Professor Peter Voß, Intendant des Südwestrundfunks, der drei Millionen Euro der Produktionskosten trägt, äußerte, dass gerade das Thema Heimat in der heutigen Zeit wichtig sei. „Wir wohnen und arbeiten nicht mehr wie früher ein Leben lang an einem Ort, wodurch die Verwurzelung nicht mehr so tief ist. Das Heimatgefühl ist nicht mehr selbstverständlich und muss wieder erarbeitet werden.“
Seine Intentionen zum Entstehen von „Heimat III“ erklärte Drehbuchautor und Regisseur Edgar Reitz, ein gebürtiger Hunsrücker. Während die erste Staffel die Familie Simon in Schabbach über 20 Jahre begleitete, sei die zweite Staffel schon von Veränderungen getragen worden. Die jetzt in Arbeit befindliche Produktion sei eine Synthese, die alles zusammenführe. Die Gefühle von Heimat seien stark und schön, dürften aber kein Klammern an Vergangenes bedeuten, sondern ein sich Öffnen und Freude entwickeln an neuen Gemeinschaften.
Besonders würdigte Reitz die „Ansammlung von Phantasie und Talent“, die er in der Bevölkerung gefunden habe. Hieraus erwachse eine ungewöhnliche Arbeitsweise, die offen auch Vorschläge und Elemente von Theatergruppen einbeziehe und Laienschauspieler zu Tage fördere, die sogar Profis an die Wand spielten. Er spüre beim Drehen, dass die Menschen an den Drehorten ihren Film in ihrer Landschaft spielen. „Die Menschen, die den Film 2004 sehen, werden spüren, mit wie viel Liebe er entstanden ist und deshalb wird ,Heimat III‘ ein Erfolg“, so Reitz.
Produzent Robert Busch verwies auf das in zweijähriger Arbeit entstandene Drehbuch. 50 Prozent der Entstehungskosten des Films tragen SWR und ARD. Der Rest sei freies Kapital. Vier Millionen steuere der Co-Produzent bei, der auch die Weltvertriebsrechte besitze.
Im Anschluss an die Pressekonferenz fuhren die Gäste mit dem Schiff noch bis zur Loreley und genossen bei einem guten Tropfen vom Weingut Goswin Lambrich (Dellhofen) die herrliche Landschaft und den Blick auf das für „Heimat III“ entstandene Günderrode Haus, das eigens für die Produktion am Siebenjungfrauenblick entstanden ist und in dem ein Großteil der Szenen gedreht werden.
Artikel in der Rheinzeitung vom 11.05.2002
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