Filmfieber bricht im Hunsrück aus

Im April fällt die Klappe für die dritte Staffel der Trilogie „Heimat“ – In den Drehorten werden alte Erinnerungen wieder wach.

„Achtung, Klappe und Action!“ heißt es bald wieder in etlichen Dörfern im Hunsrück. Im April beginnen die Dreharbeiten zum dritten Teil der Trilogie „Heimat“.

HUNSRÜCK. Die Nachricht von der neuen Staffel weckt bei den Einwohnern in Woppenroth, Gehlweiler, Griebelschied, Kellenbach, Simmern, Hennweiler, Schneppenbach, Bundenbach und Rhaunen viele Erinnerungen an die Dreharbeiten zum ersten und zweiten Teil des Edgar-Reitz-Epos „Heimat“. Während der Aufnahmen in den Jahren 1981/82 wurden manche Gemeinden, vor allem das fiktive Hunsrückdorf „Schabbach“ alias Woppenroth, zu wahren Pilgerstätten für die Filmtouristen aus nah und fern.
Für die Einwohner war das Spektakel naturgemäß ein besonderes Ereignis. Die Filmleute versetzten die Orte für die einzelnen Szenen um Jahrzehnte in die Zeit der Jahrhundertwende bis in die 40er Jahre zurück. Die Ortsstraßen wurden mit Hilfe von Sand und Erde in den Zustand von Feldwegen zurück verwandelt. Wo moderne Errungenschaften das Erscheinungsbild störten, verschwand alles hinter einer rustikalen Blende.
Wenn das nicht ausreichte, wurde kurzerhandzum Beispiel eine Hausfassade aus Holzbauteilen errichtet. Wer erinnert sich nicht an die alte Schmiede in Gehlweiler, den Kirchturm von Woppenroth, ein Simon-Gebäude im Kellenbachtal und die Fabrik in Griebelschied? Zahlreiche Einwohner rund um die Drehorte nutzten die Gelegenheit und verdingten sich als Komparsen für die Filmaufnahmen. Einige der Laienschauspieler konnten Erfahrungen aus örtlichen Laienbühnen aus dem Hunsrück- oder Naheraum aufweisen.
Aus dem Kirner Land waren es die Hunsrücklerchen, die gemeinsam mit dem Hunsrücker Lehrer und Schriftsteller Josef Peil eine Schulklasse bei der Denkmalseinweihung mimten. Aus Hennweiler war es Otto Henn, der eine Rolle als „Glockzieh“ bekam. Auch seine Enkelin war in dieser Episode aufgetreten. Hans Theis und sein Schwager Hans Vochtel sowie Hermann Josef Vogt aus Bundenbach wirkten in einer Sequenz mit. Einige Aufnahmen wurden in der Schiefergrube Herrenberg „unter Tage“ gedreht.
Auch im alten Haus des verstorbenen Heimatdichters Ernst Hammen in Rohrbach wurden einige brisante Ausschnitte gedreht. Ernst Hammer selbst wirkte auch als Laiendarsteller mit. Johannes Lobewein, Gertrud Bredel vom Kreuznacher VHS-Theater und Mitglieder der Schauspielgruppe Kirchberg wirkten mit. Während der Dreharbeiten mussten die Neulinge im Filmgeschäft unter den Komparsen feststellen, dass Filmen nur im Kino so leicht aussieht. In Wirklichkeit ist es aber harte Knochenarbeit. Szenen, auch wenn sie später im Film nur wenige Sekunden zu sehen sind, mussten mehrfach wiederholt werden, bis der Abschnitt endlich im „Kasten“ und der Regisseur zufrieden war. Viele Besucher an den Drehorten ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, ein Gespräch mit den Schauspielern zu führen.
Jetzt soll aus Riesweiler „Schabbach“ werden. Auch hier wird das Dorf viele Facetten der umliegenden Hunsrücklandschaft bekommen. Ein Flugplatz soll eigens angelegt werden. 280 Drehtage sind für die neuen Folgen der Produktion eingeplant, die in der Weihnachtswoche 2004 ausgestrahlt werden sollen.
Dietmar Backes

Artikel in der Rheinzeitung vom 05.04.2002
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