Regisseur Edgar Reitz stellte sein neues Fernseh-Filmprojekt den Einheimischen in der Soonblickhalle vor – Großes Interesse
RIESWEILER. Bürgermeister Manfred Klaßen schleppt eigenhändig Stühle in die Soonblickhalle. Er hat das Interesse seiner Bürger unterschätzt und selbst der weltbekannte und -erfahrene Heimat-Regisseur Edgar Reitz wundert sich: „Eigentlich hatten wir mit etwa 30 Personen gerechnet, mit denen wir uns unterhalten wollten.“
Stattdessen sind fast 200 Frauen und Männer am heiligen Sonntagnachmittag in die „gut Stubb“ von Riesweiler gekommen. Sie wollen hören, was Edgar Reitz mit seinen Freunden in den vergangenen Jahren im Forsthaus Riesweiler und auf Spaziergängen rund um die Gemeinde erdacht und in Drehbüchern für „Heimat III“ verankert hat.
Berührungsängste gibt es keine. Der bekannte Filmemacher Reitz ist schließlich selbst ein Hunsrücker und inzwischen – nach rund drei Jahren „Einbürgerung“ – auch ein anerkannter Riesweilerer. In den nächsten Monaten und Jahren wird er noch öfter „in der Gegend“ sein. Riesweiler wird so etwas wie „Schabbach“ oder „Woppenroth 2“. Hier werden die Schneideräume für den dritten Teil der Heimat-Trilogie eingerichtet. Im April geht’s schon los mit den Dreharbeiten für die ersten vier Folgen. Komparsen können sich demnächst bewerben. Adresse wird noch bekannt gegeben. In diesem Jahr werden die ersten vier Folgen abgedreht, im kommenden Jahr die Teile fünf und sechs. Danach wird rund ein Jahr lang – vornehmlich in München – an der neuen Heimatserie geschnitten und gearbeitet und in der Weihnachtswoche 2004 soll die Serie dann im ARD-Programm anlaufen. Das alles erzählt Edgar Reitz seinen Zuhörern an diesem Nachmittag, stellt die engsten Mitarbeiter aus seiner Filmcrew vor und versichert: Nach schwierigen und langwierigen Verhandlungen ist die Finanzierung des dritten Teils der Heimat-Trilogie gesichert. Auch das Land Rheinland-Pfalz hat einen wesentlichen Beitrag geleistet. Es wird eine internationale Co-Produktion. Reitz versichert: „Erst seit etwa zwei Monaten ist sicher, dass der Film gemacht werden kann.“ Er habe sich bewusst nicht an die „Privaten“ im Fernsehen gehalten, weil man keine Werbeunterbrechungen haben wollte.
Jetzt soll aus Riesweiler Schabbach werden. „Aber Schabbach besteht aus vielen Dörfern“, erklärt Edgar Reitz und zeichnet die Bestandteile des fiktiven Dorfes, dass durch Heimat I weltberühmt wurde, auf einer Tafel auf: den Kirchturm von Woppenroth, die alten Schmiede in Gehlweiler ein Simon-Gebäude im Kellenbachtal und jetzt kommt unter anderem auch ein eigens angelegter kleiner Flugplatz bei Riesweiler noch hinzu. Etwa ein Viertel der 280 geplanten Drehtage – so verrät der Regisseur weiter – wird man in einem extra gebauten Fachwerkhaus auf den Hunsrückhöhen über Oberwesel verbringen. Schabbach kommt wieder, der Rei(t)z bleibt.
Bert Baden
Artikel in der Rheinzeitung vom 22.01.2002
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