„WoWa“ erlag einem Krebsleiden – Sein unermüdlicher Einsatz galt der Entwicklung der Hunsrücker Schauspielszene
KIRCHBERG. Wolfram Wagner ist tot. Er erlag am vergangenen Montag einem Krebsleiden. Viele kannten „WoWa“, wie er im Hunsrück genannt wurde, von den Brettern, die seine Welt waren. Die Theaterbühne war WoWas Heimat. Unvergessen sein selbst geschriebenes Stück „Die Holzaktion“, ein Nachkriegsabenteuer im Hunsrück. Was er für die Schauspielerei im Hunsrück getan hat, ist kaum zu bemessen.
In Simmern wurde Wolfram Wagner am 28. Oktober 1925 geboren. Schon früh widmete er sich seiner späteren Leidenschaft, die im September 1975 in die Gründung der Kirchberger Theatergruppe „Dumnissus“ mündete. In Dumnissus (Kirchberg-Denzen) hat WoWa auch zusammen mit seiner Frau Elfriede gelebt. Er starb zu Hause – nicht, ohne für die Fortführung seines unermüdlichen Engagements für das Hunsrücker Theater gesorgt zu haben.
15 Jahre hatte WoWa die Geschicke der Gruppe „Dumnissus“ gelenkt, bevor seine langjährige Weggefährtin auf der Theaterbühne, Eva-Maria Schneider aus Kirchberg, den Vorsitz übernahm. Als „Mäthes Patt“ und „Marie Good“ in Edgar Reitz‘ „Heimat“-Epos erlebten die beiden einen Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens. Zur Trauerfeier wird Edgar Reitz erwartet.
Fortan übernimmt die Theatergruppe „Dumnissus“ die Fortführung des Freiluft- Theaters „Pützbacherkopp“ bei Gemünden. Die Freilichtbühne hat WoWa von 1976 bis 1985 selbst gebaut. Ein Jahr später war Premiere mit „Julchen und Hannes“, ein Stück von Wolfram Wagner und gespielt von „Dumnissus“. Seit 1989 treten jeweils fünf Hunsrücker Theatergruppen bei den Festspielen auf dem Pütz auf. „Kultur in der Natur“, lautete WoWas Wahlspruch, dem regelmäßig bis zu 600 Zuschauer folgen.
Den „Hunsrücker Theaterpreis“ hat Wolfram Wagner erstmals für die Jahre 1982/83 gestiftet. Neun Preisträger gab es seither. Den zehnten hat er vor seinem Tod noch bestimmt. Alle weiteren wird ein Gremium aus fünf ehemaligen Preisträgern bestimmen.
Die Förderung des Theaternachwuchses lag Wagner ebenfalls am Herzen. Vor drei Jahren hatte Wolfram Wagner sich stark für einen Zusammenschluss von zehn Theatergruppen des Kreises gemacht, um dadurch Fördermittel für die Jugendarbeit bewilligt zu bekommen. Dies gelang. Nachwuchsschauspieler bilden sich heute mit Hilfe von öffentlichen Geldern weiter und lernen gemeinsam.
Der Zufall will es, dass WoWas Dumnissus-Freunde fast zeitgleich mit seiner Beerdigung auf der Bühne stehen werden. Das Lustspiel „Hier sind sie richtig“ steht auf dem Programm. „So ist das Leben, das ist Theater“, habe WoWa immer gesagt, erinnert sich Eva-Maria Schneider. Somit ist es keine Frage, dass die Aufführungen wie geplant stattfinden. Und dass es ein Lustspiel ist, ist ganz im Sinne WoWas. (tor)
Artikel in der Rheinzeitung vom 14.03.2001
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