„Heimat“ -Mitwirkende mit Regisseur Reitz vereint

Wiedersehen der Darsteller mit dem Filmemacher in Sobernheim

HUNSRÜCK/NAHE. Die Geburtsstunde der Fernsehserie „Heimat“ liegt nun schon sechs Jahre zurück, und noch immer geht eine faszinierende Wirkung von dieser „Liebesgeschichte an den Hunsrück und seine Menschen“ aus. Als Regisseur Edgar Reitz 1979 die Arbeiten zum Drehbuch aufnahm, ahnte er noch nicht, daß „Heimat“ zunächst im Hunsrück, dann bundesweit und schließlich in der ganzen Welt Wellen der Begeisterung auslösen sollte. Welche Ehre für die Felkestadt, daß sich der international gefeierte Filmemacher samt einer Vielzahl seiner Schauspieler im Kurhaus Dhonau einfand, um „die öffentliche Präsentation“ von „Heimat“ abzuschließen, so die Aussage des 53jährigen Regisseurs.

Außer einer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse besuchte Reitz nur wenige Städte des Bundesgebietes; dazu gehört nun auch Sobernheim. Mittlerweile ist der Erfolgsregisseur mitten in der Vorbereitung zu einem neuen Drehbuch.
Claus-Uwe Hilsenbek begrüßte neben Edgar Reitz die Laienspielerinnen und -spieler Gertrud Bredel (in der Serie als „Katharina“ zu sehen), „Marie-Goot“ Eva-Maria Schneider, „Mäthes-Pat“ Wolfram Wagner, „Anton“ Markus Reiter, „Ernst“ Roland Bongard, „Wiegand“ Johannes Lobewein, „Glasisch-Karl“ Kurt Wagner, „Glockzieh“ Otto Henn und „Uhrmacher Kröber“ Arno Lang sowie Ulrich Hansen, Heinz Baumgarten, Philipp Brendel, Ingrid und Manfred Isermann, Elfriede Wagener, Marcos de Lesseps und Toni und Alice Sulzbacher angereist.
„Neuer deutscher Film, sowieso nicht meine Stärke“, habe er zu Beginn der Ausstrahlung der Serie „Heimat“ gedacht, erklärte Hilsenbek. Doch als einige Folgen vorüber waren. „kamen in mir Erinnerungen auf, die ich längst vergessen hatte“. Diese Serie sei nicht nur ein Sympathiebekundung an den Hunsrück sondern „auch an die Heimat jedes einzelnen, an die Menschen mit ihren Starken und Schwächen“.
Erster Verbandsbeigeordneter Achim Schöffel begrüßte Edgar Reitz im Namen der Bürger der Verbandsgemeinde. Schöffel beglückwünschte ihn zur Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz, die ihm am Nachmittag von Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel überreicht worden war.
Regisseur Edgar Reitz führte den Erfolg seiner Serie auf die Möglichkeit für jeden Zuschauer zurück, „seine eigenen Erinnerungen wiederfinden zu können“ Vom westdeutschen Rundfunk sei die Serie bereits an 19 Länder verkauft worden. Einladungen zur Teilnahme an 21 Filmfestspielen der ganzen Welt seien gefolgt. In Paris sei die Serie sieben Monate gelaufen. Ähnlich begeistert seien auch Schweden, Italiener, Koreaner, Australier, Neuseeländer, Brasilianer, Japaner und viele andere in insgesamt 26 Nationen.
Erstaunlich sei auch, daß „Heimat“ als erste deutsche Fernsehserie vom israelischen Fernsehen ausgestrahlt worden sei. Die Reaktion des israelischen Publikums „hat uns gezeigt, daß der Weg richtig ist“ sagte Edgar Reitz, „menschliche Themen in aller Konsequenz zu behandeln“. Der Regisseur nahm damit Stellung zu kritischen Äußerungen aus Israel, von der Serie habe man eine stärkere Vergangenheitsbewältigung erwartet.
Den Informationen über die Serie schlössen sich Ausführungen zum gleichnamigen Buch an, das im Münchner Bucher-Verlag erschienen ist. Die Signierstunde des Regisseurs und seines Ensembles wurde von vielen „Heimat“-Freunden zu Gesprächen mit den Mitwirkenden genutzt.
 

Artikel in der Rheinzeitung vom 27.11.85
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