Edgar Reitz‘ „Heimat“ im Ausland ein Kinorenner – Die Kritiker sind begeistert
Das deutsche Mammutwerk „Heimat“ von Edgar Reitz verspricht trotz des bemerkenswerten Interesses ausländischer Fernsehanstalten auch ein Kinorenner in aller Welt zu werden. Vor allem auf der gerade beendeten Berlinale schloß die zuständige Futura Film in München mit zahlreichen Filmverleihern anderer Länder Verträge über die Auswertung in den Kinos ab. Mit Italien, Frankreich und England waren solche Verträge zum Teil schon lange vor den Filmfestspielen unter Dach und Fach.
In den USA, in Kanada, allen skandinavischen Ländern, dazu in Holland und sogar in Südafrika und in Australien wird das Filmepos zu sehen sein. Die Futura Film rechnet mit Interesse an einer Kinoauswertung auch in Ländern, mit denen bisher keine Vertrage geschlossen wurden (Belgien, Japan, Indien, Israel und Brasilien).
Nach sensationellem Erfolg in Paris ist „Heimat“ jetzt auch in London auf dem besten Weg, Kinogeschichte zu machen. Seit der Premiere Mitte Februar hat der über 15 Stunden lange Film dem Lumiere-Kino volle Kassen beschert Nach etwas zögerndem Start sei das Londoner Publikum jetzt „voll auf Heimat eingestiegen“, betonte die britische Verleihfirma.
„Heimat“ soll vom 12. März an auch in der britischen Provinz gezeigt werden. Im Herbst kommt die Serie ins BBC-Fernsehen, das dafür 250 000 Pfund (etwa 900 000 Mark) ausgegeben hat.
Der Reitz-Film hatte bereits im November beim Londoner Filmfestival Schlagzeilen gemacht, als alle Karten für die einmalige Vorführung noch vor Beginn des offiziellen Vorverkaufs vergriffen waren. Daß „Heimat“ selbst von Boulevardblättern, die ausländische Werke sonst meist ignorieren, ausführlich besprochen wurde, gilt in Fachkreisen als ungewöhnlich. Die Stimmen lauteten: „Bezaubernd“ (Daily Mirror), „außergewöhnlich“ (Mail on Sunday), „wichtigster westdeutscher Film seit dem Zweiten Weltkrieg“ (The Economist).
Der „Sunday Telegraph“ sprach vom „größten und ehrgeizigsten Projekt aller Zeiten“. Die Londoner Wochenzeitschrift „City Limits“ widmete „Heimat“ kürzlich ihre Titelgeschichte.
„Heimat“ war Ende 1984 mit großem Erfolg in Paris im Stadtrandkino „Theatre des Amandiers“ von Patrice Chereau angelaufen. Insgesamt kamen 50 000 Besucher. „Le Monde“ schrieb damals, Reitz habe mit seinem „Kino-Roman“ ein neues Genre geschaffen, bei dem die „Botschaft zu einem Medium wird und die Kommunikation die Unterschiede der großen und kleinen Bildfläche überwindet“.
„Heimat“-Szene mit Gudrun´Landgrebe (rechts) und Gabriele Blum.
Artikel in der Rheinzeitung vom 06.03.85
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