Film-Tragödie spielt am Loreley-Felsen

„Heimat III“-Dreharbeiten im Mittelrheintal: Regisseur Edgar Reitz sorgt nicht nur mit einem simulierten Flugzeugabsturz für jede Menge Aufsehen
Edgar Reitz sorgt für Aufsehen im Rheintal – in dreierlei Hinsicht. Zum einen wird natürlich seine Filmstaffel „Heimat III“ den Blick der Öffentlichkeit auf den Mittelrhein lenken, weil ja schließlich mehrere (teils spektakuläre) Szenen an der Loreley spielen. Zum zweiten bemerkten selbst an Fernsehfilmen nur wenig interessierte Autofahrer die mehrstündigen Sperrungen der Bundesstraße 42 in den vergangenen Tagen. Zum dritten hat Reitz auch auf dem Set die Aufmerksamkeit sicher, sobald er die Stimme erhebt.

LORELEY. „Noch einen Schritt weiter vor. Kopf hoch. Schau‘ in die Kamera. Etwas höher.“ So geht das mehrmals. Immer wieder wird die Position der schwenkbaren Kran-Kamera korrigiert – weil sie auf einen blauen Pritschen-Wagen montiert ist, erklingt dann kurz der Diesel. Es ist Hermann („es Hermännsche“), dem Reitz da die Anweisung gibt. Hermann ist in heller Aufregung (auch wenn sein Darsteller Henry Arnold die Regieanweisungen von Edgar Reitz in Seelenruhe aufnimmt). Denn: Sein Bruder Ernst ist tot.
Das sind die Szenen, die in den vergangenen Tagen und heute noch an der Loreley abgedreht werden. Am Mittwoch sorgte die Filmcrew für einen spektakulären Moment, als das Zerschellen eines Motorflugzeuges am Loreley-Felsen simuliert wurde. Noch gestern erzählten einige, die das Geschehen beobachtet haben, mit großen Augen von den Dreharbeiten: Eine Stichflamme schoss in die Höhe, genau in dem Moment, in dem die Cessna kunstvoll vorbei flog – auf dem Bildschirm sieht das aus wie der Unfall, bei dem Ernst Simon ums Leben kommt.
„Wir sind absolut zufrieden! Das hat hervorragend geklappt, die Special-Effects-Leute haben gejubelt“, erzählt Regine Meldt von der „Edgar-Reitz-Filmproduktion“. Das Wetter habe hervorragend mitgespielt, genau in dem Moment, in dem die Flugzeug-Szene „geschossen“ wurde, hörte der Regen auf und das Licht sorgte bei den Filmleuten für wahre Begeisterung.
Gestern dann die Szene „danach“: Auf der Bundesstraße 42 haben Rettungskräfte Position bezogen, „es Hermännsche“ kommt zur Unfallstelle. Die Feuerwehrleute kennen das Handwerk des Katastrophenhelfers übrigens wirklich richtig gut: Die Löschgruppe St. Goarshausen der Feuerwehr Loreley ist dabei und wartet in sicherer Entfernung zum Drehort auf ihren Einsatz.
Noch am heutigen Freitag gehen die Dreharbeiten weiter, diesmal auf dem Loreley-Plateau. Und wieder wird ein Leben zu Ende gehen: Mäxchen, der von Ernst geliebte Junge, flieht in Verzweiflung auf den Felsen – und stürzt sich in die Tiefe.
Tim Kosmetschke

Artikel in der Rheinzeitung vom 01.08.2003
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